- Inhaltsverzeichnis
- Höhere Frequenzen – kleinere Wechselrichter
- Je weniger Verlustleistung, desto mehr Energieeffizienz
- Die Zwei-Spulen-Verlust-Messung mit einem Leistungsanalysator
- Die genaue Messung der Spulenverluste
- Elektrische Autos werden bald kabellos geladen
- Genaue, sekundenschnelle Leistungsanalyse ist der Schlüssel
- Präzise Ergebnisse auch bei hohen Frequenzen
- Einzigartige Phasenverschiebungskorrektur
- Plug & Play zwischen HIOKI-Sensoren und -Leistungsanalysator
Leistungsanalyse für hochfrequente Anwendungen
Höhere Frequenzen – kleinere Wechselrichter
Immer höhere Frequenzen sind der Trend in vielen Bereichen der Elektrotechnik. Festkörpertransformatoren zum Beispiel machen unsere Energienetze flexibler und robuster. Sie regulieren die Netze, wenn diese durch die dezentrale Einspeisung von erneuerbaren Energiequellen stark belastet sind, oder wenn nach Feierabend E-Autos alle gleichzeitig geladen werden. Diese auch „Solid State Transformers“ (SST) genannten Transformatoren sind viel kleiner und leichter als herkömmliche Netztransformatoren, denn sie arbeiten mit Frequenzen jenseits von 10 kHz.
Je weniger Verlustleistung, desto mehr Energieeffizienz
In der Elektromobilität haben inzwischen ultraschnelle Wechselrichter auf der Basis von SiC- und GaN-Halbleitern eine herausragende Stellung, weil sie aufgrund der hohen Frequenzen sehr viel kleiner und leichter gebaut werden können. Man braucht sie zum Wandeln der 11 KW-Ladespannung AC in DC für die Batterie, zum Wandeln auf eine Drei-Phasen-Spannung AC für den Elektromotor oder zum Wandeln auf 12 V bzw. 24 V für die Hilfsstromkreise. Dabei ist klar: Je weniger Verlustleistung in allen verwendeten Spulen, desto mehr Energieeffizienz im Allgemeinen – und bei EVs trägt dies zu deutlich höheren Reichweiten bei.
Die Zwei-Spulen-Verlust-Messung mit einem Leistungsanalysator
Zur Bestimmung der Verluste in Spulen wird die "Zwei-Spulen-Verlust-Messung" angewendet. Mit dieser wird der Gesamtverlust der Spule und der Kernverlust oder Spulenverlust bestimmt. Dabei werden in der Primär-Spule (N1) der Strom und die Spannung gemessen. In der Sekundär-Spule (N2) wird nur die Spannung gemessen. In Bild 2 ist die Messung ist mit dem PW8001 Leistungsanalysator, einem CT6904 Stromsensor und dem VT1005 Hochspannungsteiler vereinfacht dargestellt. Die Werte für Spannungen, Strom, Phasenwinkel etc. bilden die Grundlage zur Berechnung der Verluste in den jeweiligen Spulen. Diese Berechnung erfolgt mit Hilfe der „User Defined Calculation Functions“ (UDFs), die der Anwender zur Verfügung stellt. Der Kupferverlust wird berechnet, indem man den Spulenverlust vom Gesamtverlust abzieht.
Die genaue Messung der Spulenverluste
Das genaue Messen der Spulenverluste ist eine große Herausforderung. Für aussagekräftige und reproduzierbare Ergebnisse sollte die Messung unter realen Bedingungen durchgeführt werden. Sobald die Spannung aber mehr als 1.000 V beträgt, ist ein Hochspannungsteiler wie der VT1005 erforderlich, um die genaue Messung mit einem Leistungsanalysator zu ermöglichen. Weiterhin ist der Einfluss des Phasenfehlers auf das Messergebnis sehr hoch, weil der Phasenwinkel zwischen Spannung und Strom der Spule fast 90° beträgt. In Bild 3 sieht man, dass ein Phasenfehler von nur 0,2° zu einem Fehler von 10% in der Wirkleistung führt.
Elektrische Autos werden bald kabellos geladen
Eine wichtige Anwendung findet die Zwei-Spulen-Verlust-Messung beim Wireless Power Transfer (WPT). Schon bald sollen Batterien von Elektrofahrzeugen wie elektrische Zahnbürsten oder Mobiltelefone kabellos über Ladegeräte aufgeladen werden, die unter Parkplätzen oder Straßen installiert sind.
Durch WPT entfällt das lästige Verbinden von Ladekabeln. Diese neue Technologie wird den Komfort und die Akzeptanz von Elektroautos weiter erhöhen. Ihre Entwicklung läuft bei Herstellern von E-Autos und Ladegeräten auf Hochtouren. Dabei geht es um maximale Effizienz durch minimale Verluste bei der Übertagung von Energie zwischen der Sende- und der Empfangsspule.
Genaue, sekundenschnelle Leistungsanalyse ist der Schlüssel
Hier sind genaue Messungen mit Leistungsanalysatoren der Schlüssel essenziell. Diese messen Parameter wie Spannung, Strom, Leistungsfaktor und Oberwellenverzerrung. Mit diesen Daten entwickeln Ingenieure sowohl die Effizienz als auch die Zuverlässigkeit der Energieübertragung zwischen den Sende- und Empfangsspulen ständig weiter. Die genaue, schnelle und richtige Bewertung der Verluste bei der Eingangs- und Ausgangsleistung der kontaktlosen Übertragung ermöglicht eine höhere Systemleistung und beschleunigt maßgeblich den Entwicklungsprozess.
Bisher lag der Schwerpunkt der Entwicklungsingenieure auf der Reduzierung von Schalt- und Leitungsverlusten der Halbleiter. Um die Systemeffizienz weiter zu steigern, konzentrieren sie sich nun verstärkt auf die Spulen im WPT-System und analysieren deren Verluste unter Betriebsbedingungen. Dafür werden landläufig Kalorimeter verwendet. Diese Methode ist sehr genau, hat aber einen großen Nachteil: Der Test dauert bis zu 30 Minuten. Ein Leistungsanalysator dagegen bestimmt alle Parameter in Sekundenschnelle.
Mit dem Leistungsanalysator PW8001 in Kombination mit den HIOKI-Stromsensoren und Spannungsteilern können der Gesamtsystemwirkungsgrad und die Spulenverluste dank einzigartiger Funktionen genau bestimmt werden. Nachfolgend ist das elektrische Diagramm eines WPT-Systems für elektrische Autos dargestellt. Die Systemspulen sind rot eingekreist (Bild 5).
Präzise Ergebnisse auch bei hohen Frequenzen
Die Messergebnisse herkömmlicher Leistungsanalysatoren mit internem Shunt-Widerstand sind bei der Messung von Spulenverlusten ab 10 kHz extrem unzuverlässig. Unterhalb dieser Marke wirken sich Phasenfehler nur minimal aus. Überschreiten die Frequenzen jedoch diese Schwelle, liefern übliche Leistungsanalysatoren ungenaue Werte, da der Phasenwinkel zwischen Spannung und Strom ungenau bestimmt wird. Für Messungen höherer Ströme werden stets Stromsensoren von Drittanbietern verwendet. Diese wurden ursprünglich nicht für die Messung von Spulenverlusten konzipiert. Dies beeinträchtigt die Genauigkeit und Reproduzierbarkeit bei der Spulenverlustmessung.
Um diese Herausforderung bei hohen Frequenzen zu meistern, kompensiert der Leistungsanalysator PW8001 den bekannten Phasenfehler von HIOKI Stromsensoren und des Spannungsteilers VT1005 (Bild 6). Das geschieht mit dem PW8001 und den abgestimmten Stromsensoren von HIOKI sogar automatisch mit der „Automatischen Phasenverschiebungskorrektur“.
Einzigartige Phasenverschiebungskorrektur
Zur Korrektur von Messfehlern durch Phasenfehler bei hohen Schaltfrequenzen hat HIOKI eine effektive „Phasenverschiebungskorrektur“ unabhängig von der Frequenz entwickelt. Damit diese zuverlässig funktioniert, müssen zwei Bedingungen notwendig:
- Ein Leistungsanalysator, der die Phasenkorrektur korrekt durchführt
- Ein Zero-Flux Sensor mit einer bekannten Zeitverzögerung
Die Korrektur der Phasenverschiebung ist vergleichbar mit der bekannten Deskew-Funktion in Oszilloskopen: Wenn zwei unterschiedliche Signale mit einer Zeitverschiebung aufgrund von Latenz am Oszilloskop ankommen, beseitigt die Deskew-Funktion den Signalversatz, indem sie die Latenz mit einem festen Zeitwert kompensiert. Der Phasenfehler steht in direktem Zusammenhang mit der Zeitverzögerung des Stromsensors. Für einen Stromsensor der Serie CT68xxA von HIOKI ist die Verzögerung in Bild 7 dargestellt. Man sieht eine Zeitverzögerung in Nanosekunden in Abhängigkeit von der Frequenz.
Wichtig zu wissen: Eine Verzögerung von 100 ns bei 100 Hz hat nicht die gleiche Wirkung wie eine Verzögerung von 100 ns bei 1 MHz. Dies wird deutlich, wenn die Zeitverzögerung im Phasenfehler in Grad umgerechnet wird, wie in Bild 8 gezeigt.
Plug & Play zwischen HIOKI-Sensoren und -Leistungsanalysator
HIOKI hat seine Zero-Flux-Sensoren so entwickelt, dass sie nahtlos mit HIOKI Leistungsanalysatoren zusammenarbeiten. Um den Phasenfehler effektiv zu kompensieren, bleibt die Zeitverzögerung des Stromsensors unabhängig von der gemessenen Frequenz konstant. Die Zeitverzögerung der Stromsensoren von HIOKI ist dem Leistungsanalysator PW8001 von HIOKI bekannt! Und das sofort per Plug & Play, sobald der Sensor angeschlossen wird. Dadurch wird der Phasenfehler des Sensors automatisch kompensiert und ermöglicht präzise und zuverlässig hochfrequente Spulenverlust-Messungen. Genau. Sekundenschnell.